Fragen, wie sie immer wieder auf den Tisch kommen (oder im Mail-Fach landen):
Hallo, ich möchte Griechisch lernen bin jedoch nicht Sprachbegabt, wie könnte man hier vorgehen, welche Sprachkurse machen Sinn? Assimil Methode, Rosetta Stone, oder „Ich-nix-verstehen“? Würde mich über paar Tipps freuen.
oder:
Hallo ich bin grade dabei die griechische Sprache zu erlernen. Suche ein passendes Buch zum Lernen wo ich mit lateinischen Buchstaben griechisch erklärt bekomme. Finde nur Bücher mit griechischen Buchstaben… Kennen kennt vielleicht Bücher in normaler Schrift?
Die grundlegende Gegen-Frage ist: „wie gut“ möchtest du sprechen?
Für Grußformeln und die wichtigsten Begriffe im Restaurant braucht es nicht viel (schon gar nicht einen teuren Kurs und dafür kann man meist auf das griechische Alphabet verzichten). Will man aber auf Griechisch richtig und fließend kommunizieren, dann wird daraus allerdings eine ganz andere (aber machbare) Liga (und auf das griechische Alphabet kann man dann ganz sicher nicht verzichten).
Für die eingangs gestellten Fragen gibt es leider keine Patentlösung, zu unterschiedlich sind die persönlichen Lern-Eigenschaften und die dafür am besten geeigneten Methoden.
In den Kursen mit der Assimil Methode und denen von Rosetta Stone sehe ich den grundsätzlichen Nachteil, dass sie allgemein relativ teuer sind. Außerdem werden alle Sprachen nach einem sehr allgemeinen Schema bearbeitet, welches sich aber gerade für Griechisch nicht besonders gut eignet. Einen weiteren Nachteil sehe ich darin, dass man oft sehr umständlich an druckbare Übersichten (z. B. Vokabellisten, Textauszüge usw.) kommt.
Die Erfolglosigkeit standardisierter Algorithmen und Methoden zur Behandlung einer Fremdsprache (speziell Neugriechisch) kann man auch am Google Übersetzter immer wieder erkennen, der oft an den einfachsten Aufgaben scheitert.
Beispiel:
„ich freue mich auf dich“ Wird als „ανυπομονώ για εσάς“ übersetzt; richtig wäre gewesen: „χαρά μου να σε δω” (oder: „χαίρομαι για σένα“ bzw. auch „χαίρομαι να σε δω“)
Hier wird die DU und die SIE Form (in Bezug auf „dich“) verwechselt und außerdem eine ungeläufige Formulierung („ανυπομονώ“ bedeutet „ungeduldig sein“) angewendet. Noch schwieriger für den Google-Übersetzter wird es aber, wenn Verben (Zeitwörter) im Spiel sind.
Und genau die Verben sind es aber (neben vielen anderen Besonderheiten) die der griechischen Sprache ihre unverkennbare Dynamik verleihen.
Wer Griechisch wirklich fließend sprechen will, der kommt um einige Dinge ganz einfach nicht herum, von denen moderne Lernmethoden oft behaupten man würde sie nicht benötigen. Dazu gehört neben dem Alphabet leider auch die Grammatik.
Im Grunde sehe ich zwei Wege an die Sprache heran zu kommen.
Der erste (und für uns meist aus Zeitgründen nicht gangbare) Weg ist die Methode, wie ein Kind die Sprache zu erlernen. Das Kind hört, spricht nach und wird bei Bedarf korrigiert. Die in der Sprache verborgene Grammatik lernt es implizit und situationsbedingt automatisch mit (ohne zu wissen, dass es fundamentale grammatikalische Regeln sind). Ein Kind spricht zum Zeitpunkt, wo es in die Schule kommt und zu schreiben beginnt bereits fließend Griechisch und und kann jeder einfachen Kommunikation folgen.
Der zweite Weg ist – mit einem Kurs, bei dem alle Lektionen wortgetreu als Audio-Datei von nativen Griechen gesprochen (ohne jedwede Kommentare in anderer Sprache) vorhanden sind und die Grammatik situationsbedingt in „verdaubaren“ Portionen behandelt wird.
Ein dritter (aber ohnehin nicht gangbarer) Weg wäre ein Sprachstudium, bei dem man zuerst die meisten theoretischen Grundlagen lernt und froh sein muss, wenn man nach 3 bis 5 Semestern einigermaßen fließend sprechen kann.
Man kann übrigens auch immer wieder beobachten, dass sich Griechen wesentlich leichter tun, sich in eine andere Sprache einzuarbeiten. Dabei geht es speziell um akustisch aufgenommene Inhalte (und ganz besonders auch falsch aufgenommene Inhalte, die prägen sich ganz besonders gut ein). Will der Grieche aber grammatikalisch richtig unsere Sprache sprechen, dann kämpft er mit dem gleichen Aufwand wie wir mit Griechisch. Ich habe selbst bei diplomierten Griechen, die Deutsch unterrichten, immer wieder Schwächen entdeckt, die in tief vergrabenen grammatikalischen Unterschieden zwischen den beiden Sprachen wurzeln.
Ein anders Problem ist auch oft zu beobachten, wenn man einen Griechisch-Kurs bei einem nativen Griechen besucht. Den Vortragenden ist oft ihre Grammatik zu selbstverständlich und sie vergessen oftmals, worauf sie explizit hinweisen müssen, weil es gravierend vom deutschsprachigen Schema abweicht (und für uns dann unverständlich bleibt).
Und was ist nun die Lösung?
Nun, eine wirkliche allgemein anwendbare Lösung gibt es leider nicht, eher einen Lösungsansatz und den finden wir im eigentlich (aus zeitlichen Gründen) nicht gangbaren Weg, die Sprache wie ein Kind zu erlernen.
Wir kombinieren den wesentlichen Ansatz aus der „Kind-Methode“ das viele hören mit den anderen mittlerweile angelernten Lernmethoden, wie: lesen, schreiben und systematisch wiederholen. Den jeweils eigenen Weg, mit der richtigen Dosierung der einzelnen hier hervor gehobenen Elemente muss allerdings jeder für sich selbst finden, davon unabhängig sollte aber immer das viele hören seinen obersten Stellenwert behalten. Griechisch ist eine sehr dynamische Sprache und Dynamik kann man nur sehr bedingt über andere Kanäle als über das Gehör erfahren. Der Beitrag „Das Geheimnis der griechischen Sprache“ auf dieser Seite, versucht diesen Aspekt etwas näher zu beleuchten.
Die Zauberformel:
Wir brauchen die vier sprachlichen Grundfertigkeiten „Hören, Lesen, Sprechen und Schreiben“ in der richtigen Kombination.
Beispiel: Wenn ich eine Mauer errichten möchte, dann brauche ich dazu im einfachsten Fall: „Ziegel, Sand, Kalk (oder Zement) und Wasser“.
Lasse ich nur eine einzige dieser Grund-Zutaten weg, dann wird nichts daraus.
Wir müssen also dieses 4 Grundfertigkeiten systematisch und so gut und oft wie möglich miteinander kombinieren, nur dann wird ein robustes Bauwerk für eine neue Fremdsprache daraus. Unser Gehirn erkennt zwar einzelne Elemente, wie Vokabel, Grammatikregeln usw. recht gut und kann sich diese auch eine Zeit lange merken, wie daraus aber eine Sprache werden soll, dazu muss der Denkmechanismus mit zahlreichen Beispielen „gefüttert“ und „trainiert“ werden, ähnlich wie bei einem Kind, wo dieser Prozess über Jahre hinweg (unbewusst) läuft.
Wenn wir nun unzählige Vokabeln auswendig herunter rasseln können, dann haben wir lediglich einen Stoß Ziegel (Bausteine), aber lange noch keine Sprache und wenn es für die Vokabeln keine konkrete Nutzung im Verbund einer Sprache gibt, dann vergessen wir sie auch wieder mit der Zeit.
Wir wiederholen und konkretisieren unsere Zutaten-Liste:
1.) viel griechisch hören (auch wenn man anfangs so gut wie nichts versteht)
2.) das griechische Alphabet erlernen
3.) die Grammatik als Begleiter zum Ziel akzeptieren
4.) einen geeigneten Kurs auswählen (siehe dazu auch weiter unten)
5.) systematisch die Zauberformel anwenden
6.) bis 99.) viel eigene Energie, Lern-Wille und Ausdauer aufbringen
100.) die neu erlernte Sprache so oft wie möglich anwenden
(und wenn es auch nur in lauten Selbstgesprächen geschieht)
Meine persönliche (und unverrückbare) Meinung ist (und bleibt):
Das griechische Verb in seiner unvergleichlichen Dynamik ist (neben anderen wichtigen Fakten) der eigentliche Schlüssel zur griechischen Sprache. Wer das griechische Zeitwort mit seinen zwei Stämmen und deren richtigen Anwendung nicht im Blut hat (oder sich in das Unterbewusstsein einhämmert), der wird Griechisch niemals so sprechen, dass es GRIECHISCH wirkt.
Viele weitere Informationen zum Thema „Griechisch“ gibt es auch auf einer eigenen dafür eingerichteten Seite auf meiner Homepage unter:
Dort besteht auch die Möglichkeit, sich zu einem kostenlosen Kurs mit 90 Lektionen wie oben als „der zweite Weg“ beschrieben anmelden. Sowohl die Seite, als auch der gesamte Kurs sind gänzlich ohne jede Werbung.
Eine Seite wie diese und das auch noch kostenlos und frei von jedweder Werbung bedeutet auch einiges an Aufwand und aus diesem Grunde ist dafür ein persönlicher Zugang erforderlich. Ich habe wenig Verständnis dafür, MEINE Inhalte wieder irgendwo auf dubiosen Seiten zu finden.
Nachwort: Ein nativer Grieche würde das hier vermutlich alles völlig anders machen und meine Ausführungen als übertrieben sehen — das ist auch verständlich für jemanden, der die Sprache seit seinem Kindesalter beherrscht. Meine Ausführungen sind aus der Sicht eines „deutsch“ Muttersprachlers zu verstehen, der viele Wege zum Ziel versucht hat zu gehen (wovon sich die meisten als Irrwege zeigten). Mein Bestreben hier ist es, Möglichkeiten aufzuzeigen die (zumindest bei mir) dazu geführt haben, einigermaßen und spontan auf Griechisch zu kommunizieren (solange es nicht um Fachthemen oder politische Inhalte geht).
Anmerkung: Wie alle meinen anderen Beiträge zum Thema Neugriechisch sind auch die hier gegebenen Hinweise natürlich lange nicht vollständig und auch keineswegs als sprachwissenschaftliches Regelwerk zu sehen. Es ist lediglich ein bescheidener und laienhafter Versuch, die eigenen Erfahrungen an Lernwillige weiter zu geben.
sehr interessanter beitrag!
Ich habe keine Berechtigung
Ein Link zum Zurücksetzen des Passwortes wurde versendet
Ich würde es gerne mit deinem Kurs versuchen und griechisch lernen.
Hallo Tina, für dich gab es schon einen Zugang, der am 9. Februar 2021 (vor knapp einem Jahr) eingerichtet wurde.
Ich habe ein neues Passwort generiert und die Zugangsdaten sind bereits per E-Mail unterwegs an dich.
Ich habe bis jetzt versucht das Alphabet zu lernen und würde gerne zu Ihrer Homepage kommen. Wohin muss ich mich wenden? Vielen Dank
Auf dieser Seite: https://www.symi.at/ta-elenika/ ganz unten, aber noch vor den Kommentaren der Gäste gibt es das Anmeldeformular für den kostenlosen Kurs mit 90 Lektionen (wie auch auf dieser Seite kurz beschrieben).