Was braucht die Welt um aufgerüttelt zu werden?

Es sind 5 Dinge, von denen nur die ersten 3 von Bedeutung sind (der Rest kann schon total vernachlässigt werden).

1. Eine markige Überschrift.

2. Ein Bild mit einem erschreckenden Szenario, Bildtitel eventuell: „Wir werden alle sterben“ *)

3. Einen ergänzenden Ein-Zeiler mit maximal 10 Wörtern und eine kurze Textergänzung mit maximal 3 Zeilen und höchstens 30 Wörtern.

4. Alternativ: Einen beliebig langen Text-Füller mit beliebigem Inhalt. Zumal er meist ohnehin nicht gelesen wird, ist auch völlig egal was dort drinnen steht.

5. Einen Link zu einer eventuellen Quelle. Zumal ohnehin nur rund 31 % der Leser diesen Link auch klicken ist es relativ egal ob der Link an die richtige Quelle führt oder überhaupt funktioniert.

Hier unser Beispiel:

Großer Asteroid kollidiert mit der Erde nächste Woche

FI2016

Bildquelle: siehe in diesem Beitrag, ganz unten

Wissenschaftler haben dem neu entdeckten Himmelskörper den Namen 2016-FI gegeben.

Nach Berechnungen der Wissenschaftler hat der Asteroid einen Durchmesser von ungefähr einem Kilometer, seine Flugbahn nähert sich nächste Woche der Erde, eine Kollision mit unserem Planeten ist nicht auszuschließen.

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Siehe weitere Details bei PC-Welt

Es ist geradezu erschreckend, wie leicht sich viele Nutzer sozialer Medien manipulieren lassen und das völlig freiwillig.

Ein Beitrag mit einer markige Überschrift wird unmittelbar geteilt, ohne auch nur ein Wort vom erklärenden Text zu lesen, oder gar den Link zu klicken, der an die Quelle der Information führen würde. Genau so reicht eine kurze Hass Tirade oder ein offensichtlicher Gewinnspiel-Fake völlig aus und wird frisch und munter geteilt und mit Tausenden „Like“ belohnt

Das System der Verbreitung von Schlagzeilen-Nachrichten nach dem Muster der Bildzeitung kommt offensichtlich in der Bevölkerung gut an …
… und längst gibt es auch schon Politiker,
die sich an dieser so leicht abzuschöpfenden QUELLE reichlich bedienen.
Mit dem richtigen (Wirtshaus-)Slogan geht alles.

Ein gefährliches Zukunft Szenario, wenn man mit ungeprüften Schlagzeilen bessere Erfolge erzielt, als mit ehrlicher Information.

Hier geht es zur Auflösung:

Die Überschrift ist einerseits glatt erfunden, ist aber so gesehen nicht neu. Dass ein Asteroid in den nächsten Wochen die Erde auslöschen wird ist ein beliebtes Thema in verschiedenen (nicht so ernst zu nehmenden) Redaktionen. So meinte man auch am 2. Februar 2016 20:12 bei oe24 (dem Internetauftritt der Tageszeitung Österreich): Asteroid soll diesen Mai die Erde auslöschen Ein acht Kilometer großer Asteroid soll am 16. Mai die Erde treffen. Nun, wir steuern mittlerweile Mitte Juli zu.

Das Bild (in unserem Beispiel) war leicht zu finden, unter dem Titel „Meteor reported above southeast Winnipeg“ wurde es am 10. Februar 2016 genutzt um den Vorbeiflug eines Asteroiden zu untermalen, der einen hellen grünen Blitz verursacht hat. Nach Meinung von Scott Young des dortigen Planetariums war es ein Stein in der Größe von etwa einem Viertel eines Baseballs. Ja und wie er auch richtig feststellt: Der Himmel ist voll von solchen.

*) Nun noch eine kleine Bildunterschrift „Wir werden alle sterben“ und fertig ist der Hingucker.
Dabei ist an diesem Text alles völlig korrekt, für die allermeisten Menschen trifft dieses Ereignis nur nicht gerade in der nächsten Woche ein.

Im ergänzenden Ein-Zeiler wird uns mit dem Kürzel FI schon angedeutet, dass wir uns in der Gegend von SCI FI SCIENCE bewegen, aber es kann ja auch so nicht jeder sofort erkennen, was der findige Physik-Professor Dr. Michio Kaku alles an seine Science-Fiction-Fans verhökert.

In der kurzen 3-zeiligen Textergänzung erfahren wir noch, dass Wissenschaftler daran sind (wem sollte man sonst etwas glauben) heftig zu berechnen und ein Durchmesser von ungefähr einem Kilometer, sowie eine Flugbahn die sich nächste Woche der Erde nähert (so einen riesen Ding hätten man sicher nicht früher beobachtet, aber Plausibilität spielt hier keine Rolle) und damit dann keiner enttäuscht ist, wenn das Unglück nicht eintritt schreibt man geläufig „nicht auszuschließen“.

Nun, dort wo in unserem Beispiel der Fülltext steht, geht es im Original völlig anders weiter.
Es handelt sich hier um einen Artikel in der PC-Welt der ein Forschungsergebnis der Columbia Universität mit dem Titel „Social Clicks: What and Who Gets Read on Twitter?“ aufgreift.

Und im (für meine Begriffe zu diesem Thema perfekt gestalteten) Artikel der PC-Welt geht es eben nicht mit einem Fülltext, sondern so weiter:

Danke, dass Sie bis hierhin gelesen haben. Die Überschrift und der erste Absatz stammen aus einer Studie an der Columbia University und Inria Microsoft Joint Centre, die im letzten Jahr das Teilen- und Lese-Verhalten der Nutzer in Social Media, primär bei Twitter untersucht hat. …

Siehe weiter in der Original-Quelle: PC-Welt

Bildquelle: PC-Welt im verlinkten Artikel.

@Hans, 12.07.2016


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