Wer ist das?
Wir meinen jetzt hier nicht den Dionysos der in der griechischen Götterwelt als Gott des Weines, der Freude, der Trauben, der Fruchtbarkeit, des Wahnsinns und der Ekstase zuständig ist und gerne auch als der Sorgenbrecher bezeichnet wird. Im Urlaub bewährt er sich natürlich bestens als Gott der mehr oder weniger Durstigen, vielleicht bricht er auch irgendwann die Sorgen beim Partner nachdem man zu sehr dem Gott des Weines gläubig war.
Wir meinen auch nicht den Mann, der sich gerne in einem Fass aufhielt, das war nämlich Diogenes von Sinope, dessen Begegnung mit Alexander dem Großen in den Geschichtsbüchern nachzulesen ist. Alexander der Große grüßte ihn freundlich und fragte, womit er ihm dienen könnte. „Geh mir nur“, versetzte er, „ein wenig aus der Sonne!“ Davon soll Alexander so sehr betroffen gewesen sein und, ungeachtet der ihm bewiesenen Verachtung, den Stolz und die Seelengröße des Mannes so sehr bewundert haben, dass er, als seine Begleiter beim Weggehen darüber scherzten und lachten, ausrief „Wahrlich, wäre ich nicht Alexander, ich möchte wohl Diogenes sein.“
Dionysios Thrax kommt mehr aus der trockenen Richtung und es gibt kaum einen Sprachschüler, der nicht anfangs dessen Errungenschaften verwunschen hätte. Dieser Dionysios war es, der etwa um 200 vor Christus die erste griechische Grammatik verfasste und vermutlich der zweite Mensch in vorchristlicher Zeit, der überhaupt ein Regelwerk für die Sprachstruktur und deren Anwendung erstellte *) indem er die Erkenntnisse zusammentrug, die in der griechischen Welt durch Philosophen und Philologen in den vorangegangenen 400 Jahren zur Sprache und Grammatik erzielt worden waren.
*) der Erste war vermutlich Panini aus Taxilia, der sich um die Regeln für das indische Sanskrit im 5. oder 4. vorchristlichen Jahrhundert erfolgreich bemühte.
In seiner „Τέχνη γραμματική“ werden zuerst die Buchstaben und Laute behandelt, dann die Flexion von Verb und Nomen sowie die Wortbildung. Das Buch enthält damit eine Phonologie und Morphologie des Griechischen. Ja, Grammatik ist nichts neues, gab es schon mehr als 2.200 Jahre vor uns, und die Beliebtheitsskala … (nach wie vor sehr unterschiedlich, aber eher an der unteren Schwelle angesiedelt). Am Bild eine Bruchstück, das seiner „Τέχνη γραμματική“ zugeordnet wird.
Bildquelle: Universität Köln, 176. Adespoton: Kommentar zur Grammatik des Dionysios Thrax, Inv. Nr. 5128