Es handelt sich hier um einen Trick, der von manchen Touristen zwecks Verständigung (mit den sogenannten Einheimischen) angewendet wird und bei einigen Sprachen (z. B. Englisch) durchaus zu einem brauchbaren Ergebnis führen kann, gerade bei Griechisch aber zum Scheitern verurteilt ist.
Wie geht es?
In der tiefen Pampa des Ziellandes für den aktuellen Urlaub, trifft man auf einen Bauern, Hirten oder ähnlich einzustufenden Einwohner und man möchte sich verständigen. Mit Englisch oder gar Deutsch ist absolut nichts (was viele nicht wissen, auf vielen Inseln, die bis vor den Krieg von Italien besetzt waren ginge es relativ gut mit Italienisch!), also kommt der Trick mit dem Wörterbuch zur Anwendung.
Abgesehen davon, dass die Schrift in vielen dieser Bücher für ältere Menschen ohne Brille (und griechische Hirten oder Bauern sieht man ganz selten mit Brille) viel zu klein ist, funktioniert dieser Trick wenn überhaupt – nur in der Richtung von Deutsch/Englisch auf Griechisch. In der anderen Richtung scheitert dieses System an der griechischen Rechtschreibung. Griechische Bauern und Hirten sind oft sehr redegewandt und auch hoch intelligent, sie können meist auch ganz gut lesen – aber nicht unbedingt gut schreiben.
Wenn man ein Wort im Wörterbuch finden möchte, dann ist es auch sehr hilfreich – wenn man weiß- wie man es schreibt und für Griechisch wie man es ganz genau schreibt, mit allen richtigen „i“.
Genau dieses griechische „i“ das man auf 5 unterschiedliche Weisen schreibt (η – ι – υ – ει – οι), aber alle gleich ausspricht ist ein riesiger Stolperstein *). Wenn einer der ersten Buchstaben im Wort ein „i“ ist, dann ist eine endlose Suche mit viel Frust garantiert.
Vor vielen Jahren (etwa Herbst 1997) konnte ich genau ein solches Ereignis beim Bauern Giorgos Patsakis auf Symi erleben. Giorgos war hoch intelligent und hatte 5 Kinder, die es alle zu einem akademischen Grad brachten (Nikos (Chemie und Polytechnik), Nikitas (Chemie), Kostas (Mathematik), Nektarios (Arzt), Irini (Betriebswirt)). Er hatte einen kleinen Bauernhof unterhalb des Berges auf dem die Kirche „Stavros Polemos“ steht (an der Straße nach Panormitis, in etwa 100 m vor der der Stelle wo es bei Panagia Strateri auf der anderen Seite der Straße hinunter in die Bucht von Nanou geht).
Leider ist Giorgos seit vielen Jahren nicht mehr auf seinem Bauernhof; nachdem er gesundheitliche Probleme bekam holten ihn seine Kinder nach Athen und sein Anwesen ist seither verpachtet. Zuvor durfte ich aber viele interessante Gespräche mit ihm führen (am Bild oben, im Juni 1997).
Beim besagten Erlebnis mit dem Wörterbuch ging es um ein schwedisches Paar, das auf Giorgos mit Buch, Händen und Füßen einredete als ich ihn besuchte. Giorgos war sichtlich erleichtert als ich mit meinem damals noch miserablen Griechisch hinzukam, aber die Situation doch etwas entschärfen konnte. Zuvor konnte ich jedoch noch beobachten wie er mehrmals im Buch hin und her suchte und es dann resignierend und verärgert weg legte. Viel besser ist es, auf die natürliche Kommunikationsfähigkeit der Griechen zu setzten und auf solche Tricks zu verzichten (und den Betroffenen den Frust mit dem Wörterbuch zu ersparen).
*) Die griechische Sprache kennt neben den „fünf i” noch weiter Homophone wie z. B. die Buchstaben ο und ω die beide als „o” oder αι und ε die beide wie ein „e” ausgesprochen werden.